Reis - Das Fleisch des Vegetariers

von Aiko Nakano

Die Bedeutung von Reis

Für mehr als die Hälfte der Weltbe­völ­kerung, insbe­sondere in den Ländern Afrikas und Asiens, ist Reis das Haupt­nah­rungs­mittel. In Asien werden pro Kopf rund 150 kg Reis pro Jahr konsumiert. Vergleichsweise sind es in Amerika 11 kg. Reis ist zusammen mit Weizen und Mais das Grund­nah­rungs­mittel von Menschen weltweit. Produziert wird vor allem in China, Indien und verschiedene Gebieten Südostasien: 91% der Welternte stammen von dort. Seit 1997 wird Reis auch in der Schweiz kommerziell angebaut, der Ertrag beläuft sich dabei auf 400 Tonnen jährlich.

Ein eindrück­liches Beispiel der Bedeutung von Reis für die Welter­nährung ist der weltweite Preis­anstieg von Reis zwischen 2007 und 2008. Die auf dem Weltmarkt verfügbare Menge an Reis verminderte sich und die Preise schnellten um 75% in die Höhe. Die südost­asia­tischen Haupt­ex­porteure mussten die Ausfuhren herun­ter­fahren, um den Eigen­bedarf decken zu können. Beispielsweise in den Philippinen, wo Reis zu den Haupt­nah­rungs­mitteln zählt, aber der eigene Reisanbau den nationalen Bedarf nicht decken kann und Reis importiert werden muss, wuchs 2007 die Sorge um Hunger und es kam in den betroffenen Regionen zu Unruhen. Mancherorts wurde das Militär beauftragt, Reis an bedürftige Menschen zu verteilen und den Transport zu übernehmen.

Die Klimasünde Reis?

Der Reisanbau ist gemäss dem International Rice Research Institute (IRRI) verant­wortlich für 10% des weltweiten Methan­aus­stosses. Eine beachtliche Menge, wenn man bedenkt, dass Methan und CO2 die beiden bedeu­tendsten, vom Menschen verur­sachten Treib­hausgasen sind. Methan wirkt dabei 21-Mal stärker als CO2.

Beim Reisanbau können zwei Methoden unter­schieden werden. Beim Nassreisanbau werden die Felder mit Wasser geflutet, was der Schäd­lings­abwehr dient. Proble­matisch ist, dass sich im Schlamm der gefluteten Felder die methan­er­zeu­genden Bakterien schnell und einfach vermehren können. Weiter proble­matisch ist der hohe Wasser­ver­brauch. Ein Kilo Reis braucht im Nassreisanbau 2000 bis 5000 Liter Wasser. Die künstliche Bewäs­serung der Felder führt zu einer Senkung des Grund­was­ser­spiegels.

Der Trocken­reisanbau von Reis ist nur mit speziellen Reissorten möglich und wird, immer noch eher selten, vor allem in Westeuropa genutzt. Reissorten mit denen diese Art des Anbaus praktiziert wird, ist der Jasmin Reis und der Siam Patna Reis. Die Methode ist (noch) keine reelle Alter­native zum Nassreisanbau. Es ist sehr aufwändig, da die Pflanzen regel­mässig kontrolliert und Schädlinge mit Pflan­zen­schutz­mittel bekämpft werden müssen. Dazu kommt, dass diese Methode mehr Fläche in Anspruch nimmt, weil die Schädlinge trotz den Massnahmen der Bekämpfung einen Teil der Ernte zerstören. Es ist fraglich, ob wir in Zukunft Platz für kommer­ziellen Trocken­reisanbau haben werden. Ein Lösungs­ansatz für den Platz­mangel wäre es, Reis im Rahmen von vertical farming anzubauen. Die Summe dieser Aufwände sorgen dafür, dass der Trockenreis im Gegensatz zum Reis aus dem Nassreisanbau teurer ist.

Quellen: