Die Nahrungsmittelversorgung in der Schweiz: Krisen und ihre Auswirkungen
von Linda Münger
Ein Blick zurück zeigt, dass die Nahrungsmittelversorgung in der Schweiz nicht immer sicher war: Im 19. Jahrhundert war sie wiederholt, und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts punktuell geschwächt. Besonders auf die Nahrungsmittelknappheit während des Ersten Weltkriegs war die Schweiz schlecht vorbereitet. Grundnahrungsmittel wie Getreide, Kartoffeln und Zucker bezogen sie mehrheitlich aus den umliegenden Ländern. Die eigene Landwirtschaft war stark auf Milchwirtschaft ausgelegt. Der durch den Krieg geschwächte Import konnte den Bedarf der Schweizer und Schweizerinnen nicht mehr decken. Die Bevölkerung geriet in eine Mangelsituation – die Preissteigerungen der Nahrungsmittel betrug über 100%. Verstärkt wurde die schwierige Situation durch die Spanische Grippe, die sich ab 1918 über die ganze Welt ausbreitete. Nahrungsmittel wie Brot, Kartoffeln und Milch wurden von den Behörden künstlich verbilligt. Eine wichtige Rolle spielten auch die Suppenküchen, sie versorgten die Schulen und Armengenössige.
Während der Weltwirtschaftskrise 1929, welche weltweit zu ansteigender Arbeitslosigkeit und ungenügender Nahrungsmittelversorgung führte, war die Schweiz weniger gravierend betroffen. Am meisten litten die Landwirte, denn besonders der Milchpreis ging stark zurück. Doch die Schweiz hatte aus ihren Erfahrungen gelernt. Bereits vor Kriegsbeginn wurden Massnahmen hinsichtlich Versorgung durch Importe und Verpflichtung zur Lagerhaltung getroffen. Weiter wurden Grundnahrungsmittel mit Ausnahme von Kartoffeln und Gemüse rationiert. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Versorgung relativ stabil.
Globale Krisen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beeinflussten die Nahrungsmittelversorgung in der Schweiz nur wenig. Während den Ölpreiskrisen 1973 und 1979, welche zu einem Preisanstieg der Nahrungsmittel führten, war die Nahrungsmittelversorgung infolge der hohen Kaufkraft nicht gefährdet. Im Jahr 2007 trieben weltweite Mindererträge und die Verwendung von Nutzpflanzen für die Erzeugung von Biotreibstoffen die Weltmarktpreise von Grundnahrungsmitteln in die Höhe. In den Jahren 2008 und 2009 folgte zudem eine globale Finanzkrise. In der Schweiz hatten diese internationalen Verwerfungen aufgrund des ohnehin hohen Preisniveaus für Lebensmittel nur geringfügige Auswirkungen.